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Künftig kein Käfig voller Narren

Absperrungen und Sicherheitskonzept für den Festumzug sollen noch einmal auf den Prüfstand

Lieber in Kostüme und die Jugendarbeit investiert hätte GEC-Präsident Thomas L. Kemmerich, was am Sonntag für die Gitter zur Absicherung des Festumzuges hingeblättert werden musste. Zumal auch die Stimmung gelitten habe: „Wenn durch die Gitter entlang der Wegstrecke beispielsweise in der Schlüterstraße die Zuschauer fünf, sechs Meter auf Distanz gehalten werden, dann fehlt einfach der dafür notwendige direkte Kontakt“, zieht Kemmerich Bilanz. Die Stadtverwaltung habe es in diesem Jahr übertrieben in Sachen Sicherheit. Zumal es sogenannte Wagenengel gebe, die zusätzlich dafür sorgten, dass niemand aus dem Publikum unter die Räder der nur Schritttempo fahrenden Lastwagen gerate. An dieser Einschätzung ändere auch der tödliche Unfall bei einem Festumzug in Oberbayern nichts. Dort war offenbar eine Zugbegleiterin unter die Räder eines Traktors geraten und tödlich verletzt worden. „Diesen Unfall, so tragisch er ist, hätten auch Gitter nicht verhindern können“, so Kemmerich, der ein wenig neidvoll in die Thüringer Karnevalshochburg Wasungen blickt, wo der Umzug ohne größere Absperrungen vonstatten ging.

„Die Sicherheitsvorkehrungen sind eine Ermessensfrage – und in Erfurt ist man damit sicherlich am oberen Ende angelangt“, so Kemmerich, der schon am Tag des Festumzugs das Gespräch mit Oberbürgermeister Andreas Bausewein zu diesem Thema gesucht hat. Vereinbart worden sei, die Sicherheitsfrage des Festumzugs noch vor der Sommerpause erneut zu diskutieren.

Ob bei der aktuellen Zugstrecke im nächsten Jahr aber weniger Gitter gestellt werden, glaubt Ordnungsdezernent Steffen Linnert nicht. Es könne und müsse aber nachjustiert werden, was die Standorte der Gitter angeht. „Nicht überall waren sie optimal aufgestellt“, sagt Linnert.

„Sicherheit geht für uns vor“, weist er Kritik zurück. Das Bürgeramt habe ein „hohes Problembewusstsein“, sagt Linnert. Der Vergleich mit Wasungen und auch Köln hinke: Während es in der Thüringer Karnevalshochburg ganz andere Straßenzüge und weniger Publikum gebe, sei der Umgang mit Sicherheitsfragen in Köln ein sehr lockerer. „Wir sind da deutlich vorsichtiger“, so Linnert – in Sorge, dass doch einmal ein Kind einem bunten Bonbon hinterherhüpfen könnte und unter die Räder gerät. Dass die Veranstalter der GEC schon lange vor dem nächsten Festumzug über das Konzept sprechen wollen, freue ihn: „So bleibt ausreichend Zeit für eine gute Lösung.“ Auch eine Verlegung der Route von der Johannesstraße zurück auf den Juri-Gagarin-Ring hält er für denkbar.

An Sicherheitsbewusstsein mangele es in Erfurt nicht, sagt GEC-Chef Kemmerich. Wohl aber im Vergleich zu Köln, Düsseldorf oder Mainz an politisch pointierten Botschaften auf den Festwagen, wie er zugestehen muss: Diesem Defizit beizukommen, könne mit einem Wettbewerb gelingen. Es sei aber auch immer eine Kostenfrage – womit sich der Kreis schließt und Kemmerich wieder bei der Ausgangsfrage ist, das Geld lieber in den Vereinen zu belassen, als in Absperrungen zu investieren: „Ich bin optimistisch, dass wir künftig in Erfurt keinen Käfig voller Narren mehr haben werden.“

Foto: Michael Kremer
Text: Thüringer Allgemeine

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