Leinwände auf dem Domplatz

Drucken

Vorbereitungen für den Karnevalsumzug 2019 in Erfurt sind bereits angelaufen. Sicherheitsberater aus Aachen steht GEC zur Seite.

Halbzeit in der Karnevalspause, doch von ausruhen kann für einige Erfurter Narren keine Rede sein. Der nächste Umzug kommt bestimmt – und mit ihm wieder jede Menge Schwierigkeiten. Wir sprachen mit Thomas L. Kemmerich, Präsident der Gemeinschaft Erfurter Carneval (GEC), über die bereits stattfindenden Vorbereitungen.

Es ist noch eine Menge Zeit bis Anfang März, wieso macht sich die GEC jetzt schon Gedanken um den Umzug?
Nun, der Aufwand ist immens, einen Karnevalsumzug vorzubereiten. Hektik und Zeitdruck sind dabei schlechte Ratgeber, vor allem, wenn wir etwas verändern wollen.
 
Was soll neu sein?
Wir planen zwei Leinwände auf dem Domplatz, auf denen der Umzug übertragen wird. Dafür sind wir bereits im Gespräch mit verschiedenen Leuten, die das realisieren können. Einen Sponsor dafür zu finden, überhaupt eine höhere Attraktivität zu erreichen, braucht eben Zeit. Deshalb sind wir bereits mittendrin in den Vorbereitungen.
 
Was gehört noch zu den derzeitigen Vorbereitungen?
Ich sah mir andere Umzüge an, vor allem unter dem Aspekt Sicherheit. Ich habe natürlich noch Kontakte in meine Geburtsstadt Aachen und fragte bei demjenigen nach, der das Sicherheitskonzept von Aachen erstellt – und zwar erfolgreich seit vielen Jahren. Der Aachener Umzug ist kaum länger als unserer, aber da stehen 250 000 Leute am Straßenrand. Und was soll ich sagen: dort braucht es weit weniger Gitter. Mitte Juli wird er uns seine ersten Einschätzungen mitteilen. Damit werden wir dann zeitnah zu den Verantwortlichen der Stadt gehen und ihnen unser Konzept vorstellen. Anschließend beginnen die Ämterbesprechungen.
 
Ämter ist ein gutes Stichwort, die Auflagen seitens der Stadt wurden in den vergangenen Jahren stetig verschärft. Wie geht die GEC damit um?
Wir wollen selbstverständlich nicht an der Sicherheit sparen, sondern vom Ansatz her anders rangehen. Leute sollen nicht ausgesperrt sein. Auch wir haben Erfahrung gesammelt und beschlossen, dass wir die Strecke nicht wieder durch die Johannesstraße führen lassen. Es war dort zu eng. Der erhoffte Effekt, dass die Kneipen profitieren könnten, hat sich nicht eingestellt. Die Johannesstraße war ein Nadelöhr, sicherheitstechnisch war das schwer zu lösen. Wir gehen wieder auf den Juri-Gagarin-Ring, dort ist mehr Platz. Vor dem Haus der sozialen Dienste und vorm Radisson haben auch größere Gruppen die Chance, den Umzug zu feiern, statt so gedrängt in der Johannesstraße zu stehen. Der Aufwand für die Sicherheit ist am Ring leichter zu gestalten.
 
In anderen Städten gibt es auch Umzüge, die Vergitterung ist dort nicht so immens. Warum in Erfurt?
Ich würde gern eine Zahl nennen: 400 Euro. So viel gibt Aachen für die Gitter aus. Im Vergleich: Bei uns waren es 20 000 Euro. Es ist eine Ermessensentscheidung der Stadtverwaltung. Wir möchten gern die städtischen Angestellten überzeugen, dass es auch anders geht, wie die Umzüge in Aachen & Co zeigen. Das neue Konzept wollen wir der Stadtverwaltung erklären. Klar, in engen Kurven oder an unübersichtlichen Streckenführungen sind Gitter unvermeidbar – aber eben nicht Gitter auf der gesamten Strecke. Es wird Schrittgeschwindigkeit gefahren, wir haben, wie immer, die Wagenengel.
 
Der Umzug kostete mehr als 75 000 Euro, wie kann diese Summe unterboten werden?
Allein die Gitter haben wie gesagt 20 000 Euro gekostet. Das ist der größte Posten und hier möchten wir ansetzen. Das heißt nicht, dass wir an der Sicherheit sparen wollen. Aber dieser immense personelle und finanzielle Aufwand ist nicht gerechtfertigt.Ansonsten werden wir schauen, welche Ausgaben verringert werden können, eventuell ja beim Festzelt.
 
Letzte Frage: Hat die Gemeinschaft Erfurter Carneval bereits einen Prinzen gefunden?
Sagen wir mal so, wir sind auf gutem Weg, bald einen Prinzen vorstellen zu können.
 
Foto: Michael Kremer